Erste Erfolge im Garnrecycling

12.11.2024, 10:52 Uhr

Kreislaufwirtschaft ist ein großes Thema und beschäftigt aktuell Konsumenten und Produzenten mehr denn je. Wie können Reststoffe ökologisch und ökonomisch in den Kreislauf rückgeführt werden?

Recycelte Garnspulen an einer Wand

Das Bludenzer Unternehmen Getzner Textil hat dies in einem Pilotprojekt gezeigt.

Die TFE Textil GmbH, ein Tochterunternehmen der Getzner Textil AG, fertigt technische Gewebe aus Polyester-Garn, die beispielsweise im Automotivbereich zum Einsatz kommen. Im Herstellprozess werden die Gewebe entlang der Webkante begradigt. Dabei fallen Reststoffe an, die wiederum als Rohstoff dienen können.

In Zusammenarbeit mit dem österreichischen Recycling-Spezialisten Erema Group wurde nun versucht, von diesem Reststoff zum Ausgangsmaterial zurückzukommen. Dazu wurden die Reststoffe gesammelt, eingeschmolzen, zu Granulat verarbeitet und von einer Spinnerei zu neuem Garn gesponnen. Schließlich stellte TFE daraus wieder das ursprüngliche Gewebe her, ohne Einbußen in der Materialqualität.

 Weitere Herausforderungen

Die technische Machbarkeit des Vorhabens ist damit erfolgreich bewiesen und auch die Kundennachfrage nach recycelten Alternativen ist groß. Im Falle dieses erfolgreichen Pilotprojekts handelt es sich um die Aufarbeitung eines sortenreinen Sekundärrohstoffs. Dem gegenüber steht der Großteil der Textilabfälle, der nicht sortenrein ist, sondern aus Materialmischungen besteht. Diese Tatsache stellt die Industrie vor Herausforderungen. Denn Materialmischungen in verschiedenen Zusammensetzungen müssen in den meisten Fällen erst aufwendig getrennt werden, um weiterverarbeitet werden zu können. Selbst reine Baumwolle kann nicht – wie synthetische Garne – einfach eingeschmolzen, zu Granulat verarbeitet und neu gesponnen werden. Auch hier arbeitet Getzner im hauseigenen Entwicklungscenter und in Zusammenarbeit mit Hochschulen und führenden Textilforschungseinrichtungen an Recyclingmöglichkeiten.

Neben der Entwicklung von Recycling-Technogien ist die Etablierung einer geeigneten Infrastruktur essenziell, um rückgeführte Materialien – egal welcher Art – überhaupt anbieten zu können. Die Aufbereitung von Reststoffen ist zweifelsohne sinnvoll, jedoch immer mit zusätzlichen Kosten und Energieaufwand verbunden.

Hintergrund

Der Bericht ist am 02.11.2024 im Wirtschaftsmagazin Thema Vorarlberg erschienen. Er ist Teil der Serie Technik im Blick der WISTO.

Text (c)Manuela de Pretis
Fotos (c)Getzner Textil

Getzner arbeitet im hauseigenen Entwicklungscenter und in Zusammenarbeit mit Hochschulen und führenden Textilforschungseinrichtungen an Recyclingmöglichkeiten.
Das aufbereitete Garn steht dem ursprünglichen Material in nichts nach.