Expert*innen aus der Bauindustrie, Forschung und Abfallwirtschaft tauschten innovative Ansätze und aktuelle Entwicklungen aus. Rund 70 Teilnehmende aus relevanten Branchen, Wissenschaft und Studium verfolgten die Ausführungen und diskutierten mit.
Vorarlberg als Modellregion
Kristina Maierhofer und Matthias Kaufmann starteten mit einem Potenzialbild Vorarlberg. Sie erläuterten, wie Vorarlberg durch innovative Bauansätze – die Kreislaufwirtschaft und effiziente Ressourcennutzung fördern – eine führende Rolle in der nachhaltigen Bauwirtschaft einnehmen kann. Die Region verbindet traditionelles Handwerk mit modernsten Technologien und nutzt gezielt regionale Ressourcen, um zukunftsfähige Bauprojekte voranzutreiben.
Im Zentrum stand auch das EU-Renaturierungsgesetz, das als Chance für die Bauwirtschaft hervorgehoben wurde. Durch die Förderung nachhaltiger Praktiken in der Forstwirtschaft könnten langfristig stabile Materialressourcen gesichert und gleichzeitig ökologische Ziele unterstützt werden. Dies könnte der Bauwirtschaft ermöglichen, regionale Baustoffe wie Holz effizienter einzusetzen und die Kreislaufwirtschaft weiter zu stärken.
Präsentiert wurde u. a. das Projekt UMAR (Urban Mining and Recycling), das auf die Rückbaubarkeit von Gebäuden und die Wiederverwertung von Baumaterialien setzt. UMAR demonstriert, wie Baumaterialien am Ende ihrer Lebensdauer effizient zurückgeführt und in neuen Bauprojekten wiederverwendet werden können. Dies trägt zur Reduzierung von Bauabfällen und zur Steigerung der Ressourceneffizienz bei.
Heimisches Holz als Teil eines umfassenden Konzepts: Holz war dabei nur ein Baustein in einem größeren Konzept. Während seine Vorteile – wie die CO₂-Speicherung und regionale Verfügbarkeit – positiv hervorgehoben wurden, liegt der Fokus Vorarlbergs auf einer breiten Palette nachhaltiger Baustoffe und der Wiederverwendung von Materialien.
Holz & Lehm
Die Kombination von Holz mit anderen ökologischen Baustoffen wie Lehm unterstreicht den Ansatz der Region, ressourcenschonende Bauprojekte zu entwickeln. Martin Mackowitz betonte in seinem Vortrag die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Lehm als natürlichem, lokal verfügbarem Baumaterial, das durch seine hervorragenden baubiologischen Eigenschaften und seine Wiederverwendbarkeit überzeugt.
Walz 4.0 – Verbindung von Tradition und Innovation
Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war die Vorstellung des Projekts Walz 4.0 durch Michael Bühler. Diese Initiative verknüpft traditionelles Handwerk mit modernen Technologien und zirkulärem Bauen. Durch innovative Lern- und Lehrformate fördert Walz 4.0 die Zusammenarbeit zwischen Handwerk, Hochschulen und Unternehmen. Das Projekt hat bereits erfolgreich Prototypen für zirkuläre Bauweisen entwickelt, Netzwerke aufgebaut und neue Geschäftsmodelle etabliert. Die weitere Skalierung des Projekts soll die Etablierung zirkulärer Ansätze in der Bauwirtschaft beschleunigen.
Diskussionsrunde
An der Podiumsdiskussion nahmen neben den Vortragenden die Holzsystembauexpertin Irene Ritsch und der Abfallwirtschaftsexperte Harald Feldmann teil. Dabei standen die Herausforderungen und Chancen des zirkulären Bauens im Mittelpunkt. Ein zentrales Thema war die Wiederverwendung elementarer Bauteile aus Rückbauprojekten. Die Diskussionsteilnehmer*innen zeigten auf, wie Materialien effizient zurückgewonnen und in neuen Bauprojekten integriert werden können, um nicht nur die ökologische Bilanz zu verbessern, sondern auch zur Senkung der Baukosten beitragen – ein wichtiger Faktor für die Schaffung von leistbarem Wohnraum.
Darüber hinaus wurde betont, dass Standardisierungen und gezielte Förderungen entscheidend sind, um zirkuläre Bauweisen großflächig zu implementieren. Standardisierte Bauprozesse könnten die Effizienz steigern, Bauzeiten verkürzen und die Kosten senken. Anreize (wie z. B. Förderprogramme) könnten Unternehmen motivieren, vermehrt in nachhaltige Technologien und zirkuläre Bauweisen zu investieren, was den Übergang zu nachhaltigem Bauen beschleunigen würde.
Wir bedanken uns bei den Vortragenden und Diskussionsteilnehmer*innen für die Teilnahme.
Fotos: (c) Mathias Bertsch, WISTO