Mit dem Innovationsscheck Ideen vorantreiben

06.11.2024, 10:23 Uhr

Das Förderinstrument Innovationsscheck der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ermöglicht kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Einstieg in die kooperative Forschung.

Eine Forscherin führt einen Versuch durch

Gründer*innen, Start-ups, KMU sowie wirtschaftlich tätige Vereine haben oft nicht das Kapital wissenschaftliche Partner in ihre Innovationsprozesse einzubeziehen. Mit dem Innovationsscheck bietet die FFG diese Möglichkeit im Rahmen von 12.500 € bei einem Selbstbehalt von 20 %. Das bedeutet, es können Leistungen von Forschungseinrichtungen im Wert von bis zu 12.500 € für lediglich 2.500 € in Anspruch genommen werden. Den Rest übernimmt die FFG. Selbstverständlich sind auch kleinere Summen möglich – 80 % der Kosten werden anteilsmäßig gefördert.

Um aufzuzeigen, welche Leistungen mit dem Innovationsscheck abgedeckt werden können und bei wem, haben wir einige Beispiele zusammengestellt, die als Inspiration dienen sollen.

Molekularbiologisches Labor VIVIT

Das „Vorarlberg Institute for Vascular Investigation and Treatment“ (kurz VIVIT) ist ein wissenschaftliches Institut, das sich primär auf die Erforschung und Therapierung von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauferkrankungen wie Diabetes oder Atherosklerose fokussiert. Darüber hinaus untersucht das VIVIT nephrologische Erkrankungen und Krebserkrankungen. Ebenso werden potentielle Biomarker, wie im Blutkreislauf zirkulierende mikroRNAs, freie DNA oder Proteine, dieser Erkrankungen erforscht, um diese zukünftig für diagnostische Fragestellungen nutzbar zu machen. Hierfür stehen modernste Verfahren wie das Next-Generation-Sequencing oder die digitale PCR zur Verfügung. Der klinische Teil des VIVIT-Instituts befindet sich am Landeskrankenhaus Feldkirch; das molekularbiologische Labor des VIVIT am CAMPUS V in Dornbirn.

Molekularbiologische Forschung am VIVIT

Die VIVIT-Wissenschaftler*innen konnten bereits zwei Innovationsschecks mit Start-ups umsetzen. Mit der hochwertigen Infrastruktur, Erfahrung und Expertise des Teams können etwa Zellkulturversuchen durchgeführt werden, um die Wirkung spezieller Stoffe auf die Genaktivität zu testen. In beiden geförderten Projekten ging es zufällig um die Wirkung von Cannabisprodukten, wobei natürlich auch andere Fragestellungen möglich sind.

„Cannabiswirkstoffen wird oft eine gesundheitsfördernde Wirkung zugeschrieben. Cannabidiol (CBD) ist bekannt und mittlerweile gut untersucht. Weniger bekannt ist die chemische Vorstufe des CBD, das CBDA. Viele Firmen setzen auf Produkte mit CBDA, obwohl hierüber noch wenig bekannt ist,“ erklärt Dr. Axel Mündlein, Leiter des VIVIT.

Weiter führt er aus: „Unsere in vitro Laborversuche erlauben Aussagen über die Wirkung von CBDA auf bestimmte Zelltypen, wie z. B. Krebs- oder Fettzellen, hinsichtlich Zellwachstum und Genaktivität. Wir untersuchen, welche Gene durch Cannabis oder seine Komponenten an- oder abgeschaltet werden, und ziehen daraus Rückschlüsse auf die physiologischen Auswirkungen. Die wissenschaftliche Arbeit mit Cannabisprodukten kann dazu beitragen, bestehende Vorurteile gegenüber Cannabis abzubauen und das Ansehen der beteiligten Firmen zu steigern.“

Mehr über das VIVIT unter www.vivit.at

Forschungszentrum Mikrotechnik der FHV – University of Applied Sciences

Das Forschungszentrum Mikrotechnik in Dornbirn nutzt die FFG-Innovationsschecks laut eigener Aussage sehr gerne, um innovative Projekte voranzutreiben. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit dem angesehenen Spin-off Alpine Quantum Technologies aus Innsbruck, bei der die Forschenden im Rahmen eines Innovationsschecks die Machbarkeit neuartiger Ionenfallen für Quantencomputer prüften. Dabei ging es um die Entwicklung eines steuerbaren, variablen Rotationstisches für die Substrathalterung im Vakuum, der es ermöglicht, komplex geformte Ionenfallen im Reinraum des Forschungszentrums zu beschichten.

Rotationstisch mit Falle für Ionen entwickelt vom Forschungszentrum Mikrotechnik

In einem weiteren Projekt für ein Kärntner KMU entwickelten die Forschenden ein Design für eine effiziente Wasserdesinfektion. Mithilfe numerischer 3D-Simulation wurde eine rohrförmige Verwirbelung zur Desinfektion von Wasser konzipiert, um sicherzustellen, dass das Fluid lange genug dem Plasma ausgesetzt wird, um eine ausreichende Entkeimung zu erzielen. Hierbei konnte das Zentrum auf Kompetenzen aus einem anderen, im Rahmen des COIN-Förderprogramms der FFG geförderten Projekt zurückgreifen, bei dem Konzepte der Mikrofluidik und Oberflächenstrukturierung entwickelt und getestet wurden.

Ein weiteres Projekt im Rahmen des Innovationsschecks umfasste die Machbarkeitsprüfung einer Produktidee in der Medizintechnik. Für ein KMU aus Bregenz entwickelte das Team das Design und Lastenheft für eine miniaturisierte Bearbeitungseinheit mit mechatronischer Positionierung.

Mit ihrer hochwertigen Forschungsausstattung und Expertise leisten die FHV-Forschenden u. a. folgende Auftragsarbeiten:

  1. Materialcharakterisierung
    Die Materialcharakterisierung auf Mikro- und Nanoebene wird an der FHV mit vielfältigen Hochleistungsgeräten betrieben. Das Portfolio umfasst dabei die Rasterelektronenmikroskopie (REM), die korrelative Raman- und Rasterkraftmikroskopie sowie die µ-Tomographie.
  2. Laserbearbeitung
    Die Herstellung und Übertragung von Mikrostrukturen gehören zu eine der wichtigsten Aufgaben in der angewandten Forschung und industriellen Entwicklung. Mittel optischer Lithographie und der Lasermikrobearbeitung ermöglichen wir mechanische Feinbearbeitungen und erschließen laufend neue Fertigungsfelder im Mikro-Bereich.
  3. Umweltsimulationen
    Die Alterung von Bauteilen spielt eine wichtige Rolle bei der nachhaltigen Produktentwicklung. In unseren speziell ausgerüsteten Öfen, Klimakammern und unserem Temperaturschocker decken wir ein breites Spektrum an Temperatur- und Feuchtebereich ab und ermöglichen schnelle Lebensalterungstests (Accelerated Lifetime Testing).

Mehr über das Forschungszentrum Mikrotechnik unter fhv.at/forschung/mikrotechnik

OFI Wien

Das Österreichische Forschungsinstitut für Chemie & Technik (OFI) in Wien ist ein unabhängiges Forschungszentrum mit langer Erfahrung im Bereich Kunststoff. Rund 1.400 Prüfaufträge werden jährlich von den 118 interdisziplinären Expert*innen durchgeführt, darunter auch viele Innovationsschecks.

Expertise des OFI Wien

In einem Projekt für ein Vorarlberger KMU ging es darum, ein neuartiges Wundkissen zu entwickeln, das in Bezug auf Biokompatibilität, Wundheilung und Ökologie überzeugt.

Im Rahmen des Innovationsschecks entwickelte das OFI-Team ein neues Produktdesign für das Wundkissen mit folgenden Anforderungen:

  • Ein pH-Indikator sollte während des Webprozesses in das Wundkissen integriert werden, um den Heilungsverlauf zu verfolgen, ohne dass unangenehme Untersuchungen für den Patienten erforderlich sind.
  • Der pH-Indikator sollte auch signalisieren, wann das Wundkissen gewechselt werden muss.
  • Ein Nässeschutz nach außen sollte ohne Folie realisiert werden, was insbesondere bei Einwegprodukten einen großen ökologischen Vorteil bringt.
  • Im Herstellungsprozess sollte eine effizientere Technologie durch Bandweberei eingesetzt werden, wodurch Schneiden/Stanzen und Ultraschallschweißen entfallen.
  • Der Superabsorber sollte als Garn eingearbeitet werden, wobei auf die Reduktion störender Nähte (-50 %) geachtet werden sollte, die den Heilungsprozess beeinträchtigen könnten.

Das OFI unterstützt mit dem Innovationsscheck die Produktentwicklung, z. B. durch Hilfe bei der Prototypenentwicklung im Bereich Biokompatibilität von Medizinprodukten, Textilien und 3D-Druck ohne Tierversuche, aber auch in weiteren Bereichen wie Hygiene, z. B. Entwicklung von Luftreinigungsgeräten oder neuen Desinfektionsverfahren.

Mehr zum OFI unter www.ofi.at

Digital Factory Vorarlberg

Seit 2021 forscht die Digital Factory Vorarlberg an der FHV – University of Applied Sciences in Dornbirn in den Bereichen:

  • Wireless Technologies & Internet of Things
  • Digital Manufacturing
  • Datenanalyse & Künstliche Intelligenz
  • Forschungs- und Lernfabrik
  • Cyber Security Ausbildung
Digital Factory Vorarlberg (DFV)

Im Rahmen eines Innovationsschecks kann die Digital Factory Vorarlberg Unternehmen bei der Durchführung von Machbarkeitsstudien und Konzeptentwicklungen unterstützen und so Innovationsprozesse fördern. Das Forschungsteam bietet fachliche Beratung und Lösungen für Herausforderungen in Bereichen wie hybride Funknetze, 5G, Anomaliedetektion, Künstliche Intelligenz, Datenorganisation sowie Datenräume. Es kann zudem Lebensdauerprognosen erstellen und Simulationsmodelle auf Basis von Daten entwickeln.

Zwar wurden bisher noch keine Innovationsschecks bei der Digital Factory Vorarlberg eingelöst, doch die hochwertige Ausstattung, die Expertise der Forschenden und die kurzen Kommunikationswege machen die DFV zu einem optimalen Partner für den Einstieg in kooperative Forschungsprojekte und die gemeinsame Weiterentwicklung innovativer Lösungen.

Mehr zur Digital Factory Vorarlberg unter vactory.at

Der Innovationsscheck

Der Innovationsscheck kann jederzeit über das System eCall der FFG beantragt werden. Wir unterstützen Sie gerne beim Erstellen der Antragsformulare, bei der Suche nach geeigneten F&E-Partnern und bei der effizienten Projektabwicklung.

Kontakt

Rudolf Grimm
Förderungen und Forschungsprämie
+43 5572 55252 14
rudolf.grimm@wisto.at

Fotos (c)ACR-schewig-fotodesign | Alexandra Folie, WISTO | Ulla Wälder, studiowälder | Forschungszentrum Mikrotechnik, FHV